Traumberuf: Dirigentin.

Ich bin 12 Monate und 20 Tage alt.


Mir wurden schon einige Berufe vorhergesagt: Delfindompteurin zum Beispiel, weil ich – kaum ein paar Tage alt – lachte wie ein Flipper. Oder auch Bodybuilderin, weil ich so gerne die schweren 1,5 Liter Flaschen in die Luft stemme. Am liebsten würde ich sie auch schütteln, aber dafür sind sie dann doch zu schwer. Das Hin-und-her-schwenken übe ich daher, an den halb leeren Flaschen, vielleicht klappt’s dann irgendwann auch mit den vollen.

Seit neuestem aber fragt mich Mama, ob ich denn einmal Dirigentin werden möchte, denn sie meint, ich weise sie ganz schön durch unser Leben. Ja, was soll ich denn auch sonst? Wenn ich spreche versteht sie mich kaum. Also zeige ich ihr mit den Händen was zu tun ist. Ist ganz easy.

  • Wenn ich hochgenommen werden möchte, strecke ich meine Arme ganz fest in die Luft. Am besten während ich vor ihr stehe, den Bauch gegen ihre Schienbeine gelehnt – so entkommt sie meiner Bitte nur sehr schwer.
  • Wenn ich das Apfel-Heidelbeer-Mus nicht vom Löffel möchte, sondern von der Biskotte, die ich mir vorher aus der Packung geangelt habe, lege ich ihr die Biskotte in die Hand und dirigiere diese dann Richtung Musgläschen. Natürlich möchte ich nicht das ganze Mus von der Biskotte schlecken, sondern zwischendurch auch mal wieder was vom Löffel. Darauf weise ich sie dann auch sanft aber bestimmt mit meinen Händen hin. Wichtig ist dabei, das Ganze aus dem Handgelenk zu steuern – also aus ihren beiden. Wenn meine Hände dort liegen, habe ich höchste Dirigiermacht. Auch Drehungen sind möglich!
  • Wenn ich möchte, dass sie in die Hände klatscht, lege ich meine an die Außenseite ihrer und los geht das Klatschkonzert – wo wir wieder und total bei der Dirigentin wären. Das gilt wohl auch bei meinen Musikwünschen:
  • Wenn wir am Klavier sitzen, weil ich dorthin wollte, weil dort meine Liederbücher liegen, die ich am Tag des Öfteren durchgesungen haben möchte. Na jedenfalls nutze ich da die Chance, die sich bietet, und lege Mamas Hand auf die Tasten. Vorgespielt sind die Lieder manchmal einfach netter, auch wenn ihr teilweise schiefer Gesang sicher einen gewissen Charme in sich birgt.

Das Dirigieren funktioniert so reibungslos, dass ich sogar überlege, aufs Sprechen zu verzichten, denn das scheint mir doch um einiges komplexer.

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