Ich schaff den Meter in 6 Sekunden.

Ich bin 16 Monate und 27 Tage alt.


Mama hat sich diese Zeit irgendwie ausgerechnet und mir mitgeteilt. Sie hat gesagt, dass man die Strecke zu Oma und Opa locker in 5 Minuten bewältigen kann. Ja, kann man, muss man aber nicht. Wenn Mama mich also nicht im Wagerl schiebt, sondern ich mein Laufrad unter mir herschiebe, kann es auch 40 Minuten dauern, bis wir bei Oma und Opa anläuten. Das kommt hauptsächlich daher, dass Mama und ich den Gutteil der Strecke darüber diskutieren, ob ich nun mit dem Puky fahre oder einfach nur drauf sitze. Ich sitze nämlich gerne einfach nur drauf. Schaue mich ein bisschen um, drehe den Lenker hierhin und dann dahin und zeige Mama die Garagen, an denen wir vorbeikommen.

Die längere Fahrtzeit ergibt sich außerdem durch diverse Pausen: Ich muss den einen Baum, an dem wir vorbeikommen, streicheln. Ich muss viele der Zäune angreifen, die wir passieren und oft, ja oft, da muss ich auch inspizieren, was das da ist, was da am Boden liegt. Ach ja und dann dauert es auch noch, weil ich – laut Mama – oft in die falsche Richtung fahre: Vom Gehsteig runter zum Beispiel. Oder wenn kein Gehsteig da ist, muss ich an den Rand der Straße rollen. Doch was soll ich sagen, auch wenn es dauert – die Zeit verfliegt. Was übrigens nicht an Mamas Weisheiten liegt, die sie auf der Strecke von sich gibt: „Du bist nicht allein auf der Welt, gewöhne dich bitte dran“ und „Ja, ja, der Weg ist das Ziel“ – ständig muss ich mir das anhören.

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