Ich bin so tapfer wie die kleine Eule.

Ich bin 22 Monate und 16 Tage alt.


Es war einmal eine kleine Eule. Die wollte wie die großen Eulen sein, die – swisch, swusch, swasch – durch den Wald flogen und dabei elegant jedem Baum auswichen. Bei der kleinen Eule war von Eleganz leider keine Spur. Sie flog ein Stück und peng gegen einen Baum. Sie rappelte sich auf, flog ein Stück und wieder Peng! Weil das so nicht weitergehen konnte und die kleine Eule endlich mit den großen Eulen majestätisch über den Waldhimmel gleiten wollte, besuchte sie die weise Eulalia. Die half allen Eulen bei Beschwerden jeder Art. Der kleinen Eule riet sie, sie sollte sich frühmorgens die Tautropfen von den Grasspitzen holen und diese dann ins Auge träufeln. Die kleine Eule wartete also bis der nächste Tag anbrach und tat, wie ihr geheißen. Widerwillig – wer tropft sich schon gern was ins Auge! – aber doch tat sie es. Und siehe da! Auf einmal konnte sie mit den großen Eulen durch den Wald gleiten. Kein einziges Mal flog sie gegen einen Baum. Ihr Blick war klar und rein, so dass sie jeden Baum sah, bevor er ihr seine Äste ins Gesicht schnalzen konnte. Und so fiel es der kleinen Eule gar nicht schwer, sich jeden Tag den Tau in die Augen zu tropfen.

So oder so ähnlich hat es mir Mama erzählt und jetzt bin ich – nun ja – nicht so gelassen wie die kleine Eule und tropf mir so mir nichts dir nichts was ins Auge. Aber ich lasse es tapfer über mich ergehen – mit etwas Extra-Zureden von Mama und natürlich nicht ganz ohne Greinen. Aber wie gesagt und trotzdem: tapfer.

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