Reihenfolgendiskussion.

Ich bin 23 Monate und 30 Tage alt.


Mama erzählt mir fast jeden Tag, was wir an eben diesem Tag so vor haben. Darunter sind so Sachen wie einkaufen gehen, zur Oma und zum Opa gehen, etwas besorgen, zu meiner Tante fahren, zum Onkel Doktor gehen oder auch irgendetwas im Haus erledigen.

Ich gebe dann bekannt, was ich gerne als Erstes machen möchte, also etwa:
Zuerst Oma Opa gehen, dann…
Zuerst Siwia gehen, dann…
Zuerst Caoine fahn, dann… – was dann kommt lasse ich offen. Das dürfte dann die Mama bestimmen.

Doch Mama ist selten mit meiner ersten Wahl einverstanden und gibt eine andere Reihenfolge der Dinge bekannt. Wogegen ich insistiere, was ich gerne zuerst machen möchte. Woraufhin Mama wiederum ihren Tagesplan runterrattert und ich wieder einwerfe „Zuerst…“ – meist ist es Oma Opa gehen, was ich als Erstes machen möchte.

Minutenlang geht das so hin und her und Mama erklärt mir, warum wir dieses als Erstes machen und dann erst jenes. Ist mir egal, muss ich sagen, ich möchte trotzdem das zuerst machen, was ich als Erstes machen möchte. Was aber nix hilft – wir machen es immer nach Mamas Reihenfolge. Ich muss mich also ergeben. Noch. Vielleicht komme ich noch drauf, wie ich meinen Kopf durchsetzen kann.

Nasenbärspray.

Ich bin 23 Monate und 27 Tage alt.


Nasenbären haben eine sehr empfindliche Nase. Damit die immer sauber bleibt und die Nasenbären gesund, halten sie ihre sensiblen Nasen so oft es geht in den feuchten Wind. Weil aber nicht immer ein feuchter Wind geht, sammeln sie diesen feuchten Wind auch in kleinen Flaschen. So haben sie immer etwas, um ihre Nase sauber zu machen. Diese Flaschen sind sehr kostbar für die Nasenbären. Deshalb bin ich sehr stolz, dass letztens ein Nasenbär bei uns zuhause war und eines dieser Fläschchen mit feuchtem Wind vorbei gebracht hat.

Ich hab den Nasenbären leider nicht persönlich kennengelernt. Er war ganz früh in der Früh da und hat der Mama das Fläschchen gegeben. Weil er gehört hat, dass meine Nase dauernd verstopft ist und ich besonders in der Nacht keine Luft kriege. Dass ich dann durch den Mund atme, der austrocknet und ich husten muss. Manchmal mehr, manchmal so viel, dass wir uns die Nacht um die Ohren husten. Der Nasenbär kennt das und weiß, wie grauslich das ist. Darum hat er mir ein Fläschchen feuchten Wind abgetreten. Ich mag diesen feuchten Wind eigentlich nicht in der Nase, aber andererseits muss ich dann auch an den Nasenbären denken und wie der ganz früh wegen mir vor der Tür gestanden ist. Dabei muss man auch bedenken, was der für eine weite Reise gemacht hat wegen mir! Aus Afrika ist er gekommen, sagt die Mama. Und dann sagt sie, da muss sie noch mal nachfragen, ob wirklich Afrika und so. Aber von weit weg ist er auf alle Fälle hergekommen.

Wenn mir Mama den feuchten Wind in die Nase sprühen will, schaue ich sie also an und sage „Nasenbär“, denke ganz fest „Nasenbär“ und lass den feuchten Wind über mich und meine Nase ergehen. Das klappt manchmal ganz gut. Nicht immer, aber manchmal schon. Vielleicht ist das Flascherl feuchter Wind auch irgendwann mal leer und der Nasenbär bringt mir wieder eines. Dann frag ich ihn persönlich, wo er herkommt.

 

Neigungsbekundungen.

Ich bin 23 Monate und 24 Tage alt.


In letzter Zeit verleihe ich meinem Gefallen gerne Ausdruck. Wenn ich etwas mag, sage ich „Gefällt mir sehr gut.“ Zum Beispiel sage ich das zu dem bunten Teufel, der auf einem Sticker abgebildet ist. Oder auch zum Pullover mit dem Rennauto drauf. Wenn Mama mich morgens anzieht, frage ich oft nach dem. Oder auch nach dem mit der Eule. Gefallen mir eben beide sehr gut – genau so wie einige Dinge in Büchern. Die Amsel gefällt mir zum Beispiel eben sehr gut – ganz im Gegenteil zu den Amselküken. Da heißt es „Mag niichd“.

Wie auch immer – egal, wozu ich mein Gefallen äußere, meinen Eltern gefällt genau das sehr gut. Das ist eindeutig am Schmunzeln zu erkennen.

Einmal hat Mama sogar richtig laut aufgelacht – als ich gesagt habe, dass mir eben die Mama sehr gut gefällt.

Mamas und Papas Bitte.

Ich bin 23 Monate und 20 Tage alt.


Heute Morgen beim Frühstück hat Mama mich – auch im Namen von Papa, der gerade im Bad war, sich frisch und fesch machen – um etwas gebeten: Wenn ich wieder um halb 3 Uhr früh putzmunter bin, soll ich bitte nicht:

  • Sagen, was lustig ist.
  • Erzählen, was mir sehr gut gefällt.
  • Herumwischpeln.
  • X Mal aus meiner Flasche trinken wollen.
  • Den Schlafsack ausziehen wollen.
  • Runter ins Wohnzimmer gehen wollen.

Nein, was ich bitteschön tun soll, ist Ruhe geben und einfach weiterschlafen so wie die allermeisten Menschen um diese Zeit – und Mama und Papa eben auch, wenn sie nicht durch alle oben genannten Punkte von mir davon abgehalten würden. Naja, mal schauen, ob ich das berücksichtigen kann, wenn ich mal wieder mitten in der Nacht glaube, es sei schon Tag. Schwer vorstellbar, denn Mama hat gemeint, sie hätte sich bereits letzte Woche mit dieser Bitte, als ich so von 4 bis 4.30 wach war, an mich gewandt.

Gschnaspremiere.

Ich bin 23 Monate und 16 Tage alt.


Gestern war ich auf meinem ersten Maskenball. Mama hat mir was angezogen, das Oma und Opa mir aus dem Urlaub mitgebracht haben und mich ab diesem Zeitpunkt fast nur noch kleine Inderin genannt. Dann sind wir los und na dort war was los! Cowboys, Hexen, Spidermen und noch viel mehr sind wild durch den Saal gefetzt und haben zu lauter Musik getanzt. Krapfen gab es und Apfelsaft. Bunte Papierschnipserl sind durch die Luft geflogen und es war einfach irrsinnig aufregend. So aufregend, dass ich das Spektakel lieber von oben betrachtet habe. Von Mamas Arm aus habe ich eine wesentlich bessere Sicht. Nur für einige Minuten hatte ich festen Boden unter den Füßen. Das war, als Mama gesagt hat, sie kann nicht mehr und ich zu Papa gelaufen bin.

Dann sind wir bald nach Hause. Wo ich bis zum Schlafengehen als kleine Inderin rumgelaufen bin. Weder das Kleid noch den Punkt auf der Stirn wollte ich hergeben. Denn Verkleiden finde ich prinzipiell gut und im kleinen intimen Rahmen halt am besten.

Meine Dosis Bad Bad Leroy Brown.

Ich bin 23 Monate und 13 Tage alt.


Meine Tante musste „Bad, bad Leroy Brown“ am Klavier einstudieren, bei uns zuhause hat sie auch geübt. Mama hat sie dabei gefilmt und somit festgehalten, wie sie sich verspielt und darüber ärgert. Ich liebe dieses Video! Wenn Mama mich ein bissi Handy schauen lässt, dann will ich diesen Clip sehen. So 7 bis 10 Mal hintereinander. Oder eben genau so lange bis Mama sagt, dass jetzt genug ist.

Also hab ich mich darauf verlegt, den Clip nachzuspielen. Mami hat ein bisschen gebraucht, bis sie wusste, dass ich das tue. Erst bin ich nur rumgelaufen und hab „Bäh, Bäh! gesungen und verwunderte Blicke geerntet. Ja, ich kann nun mal Bad, Bad Leroy Brown nicht aussprechen! Dann hab ich ab und an verärgert aufgeschrien – wie meine Tante am Klavier beim Verspielen. Mehr verwunderte Blicke. Schließlich als ich alles zusammen in der richtigen Reihenfolge und das auch noch an unserem Klavier gemacht habe, hat Mama endlich verstanden, dass ich das Video imitiere. Das mache ich jetzt oft. Und wenn ich das nicht mache, will ich den Clip sehen. Und wenn das nicht geht, verlange ich, dass das Lied aus dem Radio kommen soll. Bitte. Das geht nämlich auch und ist insofern eine gute Variante, weil dann kann man dazu herumhüpfen, die Haare schütteln, bis man nichts mehr sieht und sich im Kreis drehen. Die Mama klatscht dann auch dazu und singt mit. Meistens. Heute hat sie nach dem 7. Mal Abspielen von Leroy Brown den Dienst verweigert.

Gut, dass dann Papa nach Hause gekommen ist.

 

Mami! Lachen!

Ich bin 23 Monate und 10 Tage alt.


Ich entdecke immer wieder neue Funktionen auf meinem Handy – das nicht ganz so ausschaut wie Mamas oder Papas, aber immerhin auch Zahlenknöpfe hat und größenmäßig sehr ähnlich erscheint.

Jedenfalls nachdem ich damit bereits telefonieren und auch Nachrichten schreiben kann und will, habe ich nun entdeckt, dass das gute Gerät auch einen Fotoapparat hat! So wie Mamas und Papas Telefone! Das muss ich natürlich sofort anwenden und so gehe ich zu Mama und verlange „Mami! Lachen!“ Das muss sie ein paar Mal hintereinander machen, denn so habe ich das gelernt. Wenn ich dann fertig bin mit Fotografieren, schauen wir uns meine Werke an. Mami findet oft, dass ich sie nicht gut erwischt habe – sie sei einfach nicht fotogen, meint sie. Vielleicht hat sie deshalb nicht immer Zeit zum Fotografieren und so laufe ich eben durch die Wohnung und knipse andere: Panda! Lachen! Hund! Lachen! Mia! Lachen!

Ich habe ein eigenes Zimmer?!

Ich bin 23 Monate und 3 Tage alt.


Bis jetzt dachte ich, mir gehört das ganze Haus. Doch da hab ich mich anscheinend geirrt.

Letztens fordern mich Mama und Papa auf, ihnen nach oben zu folgen, sie wollen mir mein Zimmer zeigen. Ich folge ihnen, obwohl – wie schon zu Beginn erklärt – ich nicht verstehe, wozu ich so etwas brauche. Doch die beiden waren so fröhlich, dass ich getan habe, was man mir sagt – eine Seltenheit, behauptet Mama. Gut war’s! Denn das Zimmer neben unserem Schlafzimmer ist plötzlich ganz anders. Schöner. Bunter. Meiner.

Mir mag also – offiziell – nicht das ganze Haus gehören, ganz offiziell nehme ich aber gerne dieses Zimmer. Da gibt es einen großen Sessel voller Kuscheltiere, ein Regal, aus dem ich alle Boxen ziehen darf, ohne dass ein Elternteil auch nur mit der Wimper zuckt. So lustige runde Papierdinger hängen von der Decke, die kann man drehen und es gibt ein Bett mit einem kuscheligen Eichhörnchen-Polster drauf. Ach, erwähnte ich schon den Teppich vor dem Bett? Auf dem sind Ampeln! Papa fährt mit einem kleinen Auto die Teppichstraßen entlang und wenn er an eine Ampel kommt, schaut er mich an und ich sage „Jot!“. Kurz darauf schreie ich mit nach oben gerissenen Händen „Gün!“ und Papa fährt wieder los. Um vor dem Zebrastreifen wieder stehen zu bleiben, denn da gehen „Leute düber“.

Also ich geb’s zu: Ich mag dieses mein Zimmer. Warum ich ein weiteres Bett brauche, ist mir nicht ganz klar, aber wer beschwert sich schon über eine weitere Springgelegenheit?