Ich bin 23 Monate und 3 Tage alt.
Bis jetzt dachte ich, mir gehört das ganze Haus. Doch da hab ich mich anscheinend geirrt.
Letztens fordern mich Mama und Papa auf, ihnen nach oben zu folgen, sie wollen mir mein Zimmer zeigen. Ich folge ihnen, obwohl – wie schon zu Beginn erklärt – ich nicht verstehe, wozu ich so etwas brauche. Doch die beiden waren so fröhlich, dass ich getan habe, was man mir sagt – eine Seltenheit, behauptet Mama. Gut war’s! Denn das Zimmer neben unserem Schlafzimmer ist plötzlich ganz anders. Schöner. Bunter. Meiner.
Mir mag also – offiziell – nicht das ganze Haus gehören, ganz offiziell nehme ich aber gerne dieses Zimmer. Da gibt es einen großen Sessel voller Kuscheltiere, ein Regal, aus dem ich alle Boxen ziehen darf, ohne dass ein Elternteil auch nur mit der Wimper zuckt. So lustige runde Papierdinger hängen von der Decke, die kann man drehen und es gibt ein Bett mit einem kuscheligen Eichhörnchen-Polster drauf. Ach, erwähnte ich schon den Teppich vor dem Bett? Auf dem sind Ampeln! Papa fährt mit einem kleinen Auto die Teppichstraßen entlang und wenn er an eine Ampel kommt, schaut er mich an und ich sage „Jot!“. Kurz darauf schreie ich mit nach oben gerissenen Händen „Gün!“ und Papa fährt wieder los. Um vor dem Zebrastreifen wieder stehen zu bleiben, denn da gehen „Leute düber“.
Also ich geb’s zu: Ich mag dieses mein Zimmer. Warum ich ein weiteres Bett brauche, ist mir nicht ganz klar, aber wer beschwert sich schon über eine weitere Springgelegenheit?