Neigungsbekundungen.

Ich bin 23 Monate und 24 Tage alt.


In letzter Zeit verleihe ich meinem Gefallen gerne Ausdruck. Wenn ich etwas mag, sage ich „Gefällt mir sehr gut.“ Zum Beispiel sage ich das zu dem bunten Teufel, der auf einem Sticker abgebildet ist. Oder auch zum Pullover mit dem Rennauto drauf. Wenn Mama mich morgens anzieht, frage ich oft nach dem. Oder auch nach dem mit der Eule. Gefallen mir eben beide sehr gut – genau so wie einige Dinge in Büchern. Die Amsel gefällt mir zum Beispiel eben sehr gut – ganz im Gegenteil zu den Amselküken. Da heißt es „Mag niichd“.

Wie auch immer – egal, wozu ich mein Gefallen äußere, meinen Eltern gefällt genau das sehr gut. Das ist eindeutig am Schmunzeln zu erkennen.

Einmal hat Mama sogar richtig laut aufgelacht – als ich gesagt habe, dass mir eben die Mama sehr gut gefällt.

Jetzt ist nicht später.

Ich bin 22 Monate und 29 Tage alt.


Oft, wenn ich mich mit einem Anliegen an meine liebe Mutter wende, bekomme ich dieselbe Antwort. Dieser Tage geht es bei meiner Bitte meist um Schoko-ade. Denn auf dem Christbaum, den das liebe Christkind gebracht hat, befindet sich diese in Form von Schirmchen. Aber egal ob ich Schoko-ade, Oma-Opa gehen, Schudihops anschaun oder auch Buttabiot verlange, meist bekomme ich dieselbe Antwort: später. Oder es heißt auch morgen wieder, nach dem Mittagessen und nächste Woche.

Ich kann mit all diesen Zeitangaben nichts anfangen bzw. verstehe ich sie einfach alle als jetzt nicht. Denn eindeutig passiert nicht gleich, was ich verlange. Jetzt weiß ich aber nur, dass später – und all die anderen Späters – später bedeuten, ich weiß aber nie, wann genau dieses später ist. Um ja nix zu verpassen, frage ich Mama also immer wieder Mal nach einer Sache. Immer wieder Mal oder in kurzen Abständen – je nach Dringlichkeit meinerseits. Das verkürzt mir die Wartezeit. Denn manchmal, da habe ich das Gefühl, dass je öfter ich nach etwas frage, umso schneller wird das Später zum Jetzt.

Befindlichkeitsbekundungen.

Ich bin 20 Monate und 17 Tage alt.


Eloquent wie ich bin, drücke ich meine Befindlichkeiten mittlerweile nicht mehr nur durch reines Lachen bzw. Greinen bzw. Mimik bzw. Gestik aus. So sage ich „Schade, schade, Mamlade!“, wenn ich feststellen muss, dass die voll geglaubte Schüssel leer ist. Wenn sich ein Filzstift nicht schließen lässt, kommentiere ich das mit einem genervten „Ach, Gott!“ und zwischendurch – einfach mal so – streue ich gerne ein „Passt scho“ ein. Das scheint mir – haha! – immer zu passen und positiv bei den anwesenden Zuhörern anzukommen. Auch sehr praktisch ist ein „Eh gut.“

So war ich die Tage etwas verschnupft. Geniest habe ich so wild, dass plötzlich zähes Wasser aus meiner Nase gehangen ist und Mama wie Oma wie Papa mich arme Schnupfnase genannt und mitfühlend angesehen haben. Und trotz alledem – nachdem mich Mama nach dem Mittagsraster gefragt hat, wie es denn meiner Nase ginge, erschien mir ein „Eh gut“ passend.

„Eh gut“ hat mir auf Nachfrage auch die Hochzeit gefallen, auf der wir waren und „Eh gut“ kann auch etwas schmecken. Als ich letztens in einer Schüssel gerührt und getan und gekocht habe, habe ich Hugo, meine Puppe, von meinem Werk kosten lassen. Mama hat mich gefragt, wie’s ihm denn schmecke. „Eh gut.“, war natürlich meine Antwort. Woraufhin Mama gemeint hat, dass es ihr meine „Eh guts“ , eh auch sehr gut gefallen.

2 Worte sind ein Satz?

Ich bin 18 Monate und 18 Tage alt.


Mama ist ganz hin und weg, weil ich angeblich in Sätzen spreche. Tatsächlich? Ein Wort kann ein Satz sein?

Denn Buchanschauen und Ballspielen klingen für mich wie genau das. Aber Mama sagt, es sind 2 Worte. Und wenn es um Grammatik geht, vertraue ich meiner Mutter. Am meisten hat sie auf alle Fälle gelacht, als ich gleich 3 Worte auf einmal verwendet habe. Mama hat mich gefragt, ob sie mich einschmieren soll und da konnte ich natürlich nur sagen: Nein brauchen, danke.

Nein, danke!

Ich bin 18 Monate und 8 Tage alt.


Vor kurzem habe ich umgestellt: Das einfache „Nein“ wurde zum „Nein, danke“ erweitert. Ich muss sagen, das kommt gut an. So gut, dass ich es einfach immer benutze – halt mit einem T statt eines K. Nicht nur die Frage nach einem weiteren Bissen beantworte ich mit „Nein, dante“, auch Folgendes:

Maus, nimmst du deine Flasche mit hinein? – Nein, dante.
Willst du eine Runde mit dem Laufrad fahren? – Nein, dante.
Es wird Zeit, die Zähne zu putzen. – Nein, dante.
Magst du mit dem Papa mitgehen? – Nein, dante.
Komm, wir ziehen dir die Schuhe aus. – Nein, dante.

Dieser neue Zusatz sorgt dafür, dass meine Ablehnung gegenüber jedweden Dingen sehr viel entspannter aufgenommen wird. Lachen tut sie jetzt, die Mama, wenn ich Nein – also Nein, dante. – sage.

Nau, wie findest du das?

Ich bin 17 Monate und 21 Tage alt.


Seitdem ich auf der Welt bin, sperre ich meine Ohren weit auf. Seit geraumer Zeit verstehe ich auch ziemlich alles, was meinen Ohren zugetragen wird. Und nun, ja nun ist es endlich so weit, dass ich das Gehörte auch wiedergeben kann. Oft höre ich „Nau.“ mit Rufzeichen dahinter genauso wie mit Fragezeichen.

Mama sagt „Nau“, wenn meine Füße nicht mit einem Rutsch in die Schuhe wollen. Und noch mal „Nau.“, wenn sie sieht, dass es an meiner Zehe liegt, die abtrünnig geworden ist und sich außer- statt innerhalb des Riemchens befindet. Sie sagt „Nau.“, wenn ich mich müde auf meinen Polster fallen lasse, wenn ich meine Trinkflasche mit einem Schluck bis zur Hälfte leere und wenn es mir spontan einfällt, einfach aufzuspringen und wild drauflos zu rennen. Manchmal reicht ein „Nau“ nicht und sie sagt Nau-nau-nau-nau. Etwa wenn mein Laufrad – mit mir darauf – zu kippen droht.

Darum sage ich jetzt auch „Nau“. Wenn mir die Nudel von der Gabel flutscht genauso wie wenn mir Mama eine meiner Stinkewindeln vor die Nase hält. Nau, wie findet ihr das?

 

Ohne I.

Ich bin 17 Monate und 6 Tage alt.


Nachdem mir Mama die I-itis unterstellt, möchte ich hier festhalten, dass ich sehr wohl und sehr viel auch ohne I hinten sage. Nämlich all das, was ich wunderbar sagen kann. Abeit zum Beispiel. Da ist der Papa den ganzen Tag, erklärt mir Mama. Außerdem sage ich alles gern, was kurz und knackig ist: Fuß, Hand, Mund, Hut und Mani – so sagt die Mama zum Papa. Außerdem sage ich Worte, die mir gefallen – etwa Armband. Es gefällt mir schließlich auch, ein Band am Arm zu tragen. Und dann gibt es noch Worte, Namen, die ich sage, weil ich sie mit etwas Schönem verbinde. Wie den Namen einer meiner Tanten: Biggit. Mama wundert es, dass ich mir gerade diesen Namen zum Sagen ausgesucht habe. Habe ich doch andere Tanten mit wesentlich leichter auszusprechenden Namen. Die Sache ist aber die: Die anderen Tanten haben mir nicht den Fluschi Flauschewitsch geschenkt.

I-itis.

Ich bin 17 Monate und 3 Tage alt.


Die Mama und ich haben ein neues Spiel:
Sie sagt: „Katze“ und ich sag: „Katzi!“
Sie sagt: „Windel“ und ich sag: „Windi!“
Sie sagt: „Spangerl“ und ich sag: „Spangi!“
Die Mama wiederholt: Spangerl, ich auch: Spangi
Spangerl – Spangi, Spangerl – Spangi, Spangerl – Spangi

So geht das eine ganze Weile, bis die Mama sagt, dass sie versteht, warum alle Großen bei den Kleinen I-itis kriegen. Es liegt nämlich an den Kleinen. Die, also wir, also ich, sag alles, was geht, mit i hinten. Wieso auch nicht? Diese Universalendung macht alles leichter, scheint mir, liebe Mami-i-i. Und so hab ich auch kein Problem, wenn Oma mit mir Windi machi geht. Der Papa hingegen, der fragt die Oma glatt, was das denn sein soll, dieses Windi-machi. Lustig, dass mal jemand außer mir, etwas nicht versteht.

Mein Wörterbuch.

Ich bin 16 Monate und 14 Tage alt.


Für den Fall, dass ich mal jemanden treffe, der mich nicht so gut kennt, möchte ich hier festhalten, was ich meine, wenn ich Folgendes sage:

Tatti – steht für Karte. Davon habe ich ein ganzes Kuvert voll. Da sind bunte Bilder drauf und die schaue ich mir sehr gerne an. Vorzugsweise sitze ich dabei auf meinem Dreirad. Dann ziehe ich die Karten einzeln aus dem Kuvert und lege sie ins Körbchen, das hinten an meinem Dreirad dran ist.

Papa – scheint eindeutig. Und ja, ich meine meist den Papa. Aber falls der Opa vor Ort ist, meine ich den.

A-en – Sandalen. Das sind sehr schöne Schuhe, die ich momentan oft an den Füßen trage. Auch der Hirte in meinem Liederbuch trägt A-en. Der spannenlange Hansel und die Suse, liebe Suse hingegen gehen barfuß. Ist schließlich Sommer.

Bib – ist ein Bub.

Mam – ist ein großer Bub, also ein Mann.

Babi/Bebi – so heißt bei mir das Baby. Zuhause gibt’s sehr viele. Von allen möglichen Packungen lächeln die herunter.

Ad – ist natürlich das Rad. Damit fahren Mama und ich manchmal zu den I-a und schauen ihnen beim I-aen zu.

I-nna – das ist die Ilona von gegenüber. Die hat 6 Haustiere! Einen Hund und 5 Katzen. Mama weiß auch, wie die alle heißen, aber ich merke mir das leider nicht.

Bam – so sage ich zu einem Baum.

Adba/Edbi – Erdbeeren. Nehme ich vorzugsweise nur als Wort in den Mund. Viel lieber esse ich Kirschen, was ich aber nonverbal kommuniziere: Ich stelle mich mit weit aufgerissenem Mund unter den Baum und zeige auf meine Zunge. Dann pflückt Mama eine Kirsche und beißt sie mir auf. Das darf ich selber nicht, denn die Kirschen haben einen De-nn und den Kern darf man nicht schlucken.

Dazu kommen noch die Worte, die man – mit etwas Hingabe – auch versteht, wenn man mich nicht täglich sieht: Neben Mama, Papa und Oma (mit stummem O) sind das Auto, heiß, Baba und ab. Wu-wu und Tik-tak sollten auch kein Problem für den geneigten Zuhörer darstellen. Alles in allem kann man mit mir also schon eine ganz treffliche Unterhaltung führen.

 

Pap’n, Oida.

Ich bin 15 Monate und 26 Tage alt.


Ich sage diese Worte selten in dieser Kombination, doch auch einzeln amüsieren sie meine Eltern aufs Äußerste. Beziehungsweise hat Mama mich das erste Mal, als ich „Pap’n“ sagte, entsetzt angesehen – und dann gelacht. Sie hat mir erklärt, dass sie das erheitert, weil es ein umgangssprachliches, hässliches Wort für Mund ist. Und ob ich nicht lieber Goscherl sagen möchte. Das ist auch Dialekt für Mund, aber lieber Dialekt. Da ich Mund aber so oder so nicht meine, sondern Lampe, das aber nicht sagen kann, bleibe ich bei Pap’n.

Oida verwende ich sporadischer, deshalb versteht Mama auch noch nicht, was ich damit meine. Ich weiß hingegen, was sie meint, wenn sie es benutzt. Dieses österreichische Idiom für „Alter“ wird gerne – auch schon in meiner Gegenwart – verwendet, wenn man seinem Ärger Ausdruck verleihen will. Oder seiner Verwunderung. Oder seiner Bewunderung. Ist anscheinend ziemlich vielfältig einsetzbar. Vielleicht bleibt ich deshalb gleich dabei und bemühe mich erst gar nicht, das Wort draus zu machen, das es eigentlich werden soll.