Ich liebe die Krippe!

Ich bin 21 Monate und 15 Tage alt.


In der Krippe gibt es so tolle Sachen: eine Rutsche, Kinderwagerl – ja Mehrzahl! – Puppen, Autos, Puzzles, Buntstifte, Wasserfarben, eine Küche in meiner Größe und dann noch die ganzen Kinder dort! Es wird gesungen und getanzt, es wird gezeichnet und gelesen.

So viele tolle Sachen und ich möchte die alle mit Mama machen. Aber die Mama möchte nicht. Sie sagt, es heiße schließlich K i n d e r krippe und nicht Mamakrippe. Und noch andere Sachen sagt sie, die ich nicht hören möchte.

Ohne Mama gefällt mir die Krippe aber nicht. Teuflisch!

Runter!

Ich bin 21 Monate und 10 Tage alt.


Wenn Mama mich morgens begrüßt mit „Guten Morgen mein Schatz“ und dann mit Fragen bombadiert „Hast du gut geschlafen, was Schönes geträumt, geht’s dir gut, mein Herz?“ dann gibt es für mich nur eine mögliche Antwort: Runter!

Denn Runter ist, wo alles ist: was zu essen, zu spielen, zu tun. Elfi und Purzel sind genauso Runter wie meine Magnetos und die Sachen zum Punktipunkti-Stichistichi-Machen. Zugegeben, gleich nach dem Aufstehen zeichnet Mama mir ohnehin keine Maxerl, aber die Möglichkeit bestünde!

Also will ich runter! Aber es dauert immer so lang, bis wir runter! gehen. Die Mama will schmusen mit mir, den Papa muss man sowieso erst mal überhaupt wach kriegen. Ein Wahnsinn, diese lasche Morgenlogistik. Aber Mama sagt, das ändert sich jetzt sowieso alles, weil ich in die Krippe komme. Ist die Runter?

Glaub ich nicht!

Ich bin 21 Monate und 7 Tage alt.


Ja, man kann mir nicht mehr so leicht etwas weismachen: Ich habe den Zweifel entdeckt – glaube ich.

Wenn ich mit Opa aus dem – geöffneten – Fenster schaue und er sagt, dass es jetzt mal genug ist, es sei kalt draußen und ich würde krank. Dann schaue ich ihn zweifelnd an und meine: Glaub ich nicht!

Selbiges meine ich in letzter Zeit auch gern, wenn jemand behauptet, meine Windel sei voll. Mama glaubt mir mein „Glaub ich nicht“ allerdings nie und sagt, sie hätte deutliche Beweise olfaktorischer Natur.

Mehr Chancen haben meine Zweifel, wenn Mama so etwas sagt wie „Wir müssen Zähne putzen“. Sag ich da „Glaub ich nicht“, bekomme ich eine philosophische Lektion übers Müssen: Anscheinend muss man in Wirklichkeit sehr wenig, soll aber sehr viel, damit zum Beispiel die Zähne gesund bleiben. Das Schönste daran ist jedenfalls, dass das Zähneputzen ein bisschen hinausgezögert wird. Das kannst du mir glauben!

Schwer zu verstehen.

Ich bin 21 Monate und einen Tag alt.


Diese Sprache … einerseits denke ich, ich bin darin schon recht gut, andererseits wiederum – Mysterien über Mysteriumsen.

Da sitze ich mit Mama am Boden rum und wir lassen kleine Autos durchs Wohnzimmer flitzen. Bei dem einen, da kann man sogar den Kofferraum aufmachen und dann kommt Musik raus! Allerdings ist es ziemlich schwierig, die Heckklappe zu öffnen. Mama sagt, sie zeigt mir, wie’s leichter geht: Ich soll das Auto einfach mal auf den Kopf stellen. Also: Also nehme ich das Auto natürlich und stelle es mir – ich vertraue der Mama in solchen Dingen – auf meinen Kopf. Da bricht Mama plötzlich weg vor Lachen.

???Ich sag ja: Mysterien über Mysteriumsen!!!

Bussi geben nicht!

Ich bin 20 Monate und 28 Tage alt.


Wenn ich etwas reichlich bekomme, dann sind das Bussis. Eh schön, aber manchmal wäre weniger eben auch mehr. Und darum versuche ich seit einiger Zeit der Kussinflation Einhalt zu gebieten.

Als ich „Bussi geben nicht“ das 1. Mal gesagt habe – natürlich zur Mama – bekam ich ein Lachen zur Antwort. Aber auch Respekt für meinen Wunsch. Zusätzlich gab es noch ein Versprechen: Die Mama hat gesagt, dass sie mir dann später umso mehr Bussis geben werde. Damit kann ich leben. Schließlich kann ich dann erneut meinen Willen verlangen. Dem wird leider nicht immer so entsprochen, wie ich mir das vorstelle. Denn so hartnäckig kann ich

  • Zähneputzen heute nicht.
  • Heihei nicht.
  • Hose/Schuhe/Socken nein danke

gar nicht verlangen – da sind die Mama und der Papa hartnäckiger. Was ich übrigens auch sein kann: Beim Herrufen gewinne ich immer. Denn man muss „Mama, komm he-er!“ einfach nur oft genug schreien, irgendwann kommt die gute Frau – früher oder eben später.

 

Aua!

Ich bin 20 Monate und 24 Tage alt.


Einst sagte ich „Aua!“ und Mama schaute mich besorgt an.

Jetzt sage ich „Aua!“ und Mama schaut mich zweifelnd an.

Mein „Aua!“ hat anscheinend seine ursprüngliche Kraft verloren! Einst wurde erschrocken zurückgezuckt und nachgefragt, was mir denn weh tue. Jetzt wird es oft einfach nur hingenommen oder sogar geflissentlich ignoriert! Als ob man mir nicht glauben würde, dass es weh tut, wenn zum Beispiel die Zehenzwischenräume nach dem Duschen trocken gerubbelt werden. Ich bin schockiert. Ich mag es nun mal nicht, wenn man zwischen meine Zehen handwerkt. Ich gebe zu, es tut nicht weh, aber ich mag es nicht und das „Aua“ zum richtigen Zeitpunkt hat bis jetzt dafür gesorgt, dass meinen Wünschen entsprochen wurde. Jetzt sagt Mama, sie muss das machen, damit da keine Schwammerln wachsen.

Es können tatsächlich Schwammerln zwischen den Zehen wachsen!?

Ich gebe zu, ein Aua als Argument gegen das Trockenrubbeln, reicht da nicht mehr aus. Ich muss meine Auas wohl wohlüberlegter einsetzen.

 

Indoor-Plansch.

Ich bin 20 Monate und 20 Tage alt.


Letztens hat Mama meinen Ex-Freund, den Staubsauger, mal wieder ausgepackt. Ich mag ihn eh noch, aber er ist so ein Aufmerksamkeitsräuber! Mama läuft so viel um das Ding rum, dass ich kaum dazu komme, damit zu spielen. Deshalb hab ich mir letztens, statt nach dem Staubsauger zu greinen, eine andere Beschäftigung gesucht: Kaum war Muttern im Vorzimmer, habe ich meinen Tritthocker von seinem üblichen Platz hin zur Abwasch geschoben und einen zünftigen Indoor-Plansch angesagt. Ich hab das Wasser aufgedreht und alle Behältnisse in Reichweite angefüllt und wieder ausgeleert und wieder voll gemacht und wieder ausgeschüttet. Als Mama mich und mein Indoor-Plansch entdeckt hat, war sie erstaunt. Darüber, dass der Hocker verschoben war, dass ich den Wasserhahn schon erreiche und das Nass zum Laufen bringe und darüber, dass ich selbst noch nicht pitschepatschenass bin.

Darum durfte ich – nach der Verkündigung der Indoor-Plansch-Verhaltensregeln – noch ein bisschen weiter machen. Als Mama einige Momente später wieder für einen Check vorbeikam, war’s aber vorbei – mit meiner Trockenheit, dem Planschen und dem prinzipiellen Frieden im Haus. Es ist aber auch nicht zu verstehen, dass es bis vor einem Monat noch völlig ok war, wenn mein Bauch und auch die Terrasse rund um mich pitschepatschenass waren und jetzt: Wenn man den Bereich rund um die Abwasch ein klein wenig unter Wasser setzt, ist gleich Schluss mit lustig. Die Indoor-Plansch-Verhaltensregeln gefallen mir nicht. Genau so wenig wie der restliche Herbstkram. Diese Socken andauernd! Nix ist’s mehr mit nackig herumrennen. Da kann ich nur immer wieder sagen „Mag nicht!“

Befindlichkeitsbekundungen.

Ich bin 20 Monate und 17 Tage alt.


Eloquent wie ich bin, drücke ich meine Befindlichkeiten mittlerweile nicht mehr nur durch reines Lachen bzw. Greinen bzw. Mimik bzw. Gestik aus. So sage ich „Schade, schade, Mamlade!“, wenn ich feststellen muss, dass die voll geglaubte Schüssel leer ist. Wenn sich ein Filzstift nicht schließen lässt, kommentiere ich das mit einem genervten „Ach, Gott!“ und zwischendurch – einfach mal so – streue ich gerne ein „Passt scho“ ein. Das scheint mir – haha! – immer zu passen und positiv bei den anwesenden Zuhörern anzukommen. Auch sehr praktisch ist ein „Eh gut.“

So war ich die Tage etwas verschnupft. Geniest habe ich so wild, dass plötzlich zähes Wasser aus meiner Nase gehangen ist und Mama wie Oma wie Papa mich arme Schnupfnase genannt und mitfühlend angesehen haben. Und trotz alledem – nachdem mich Mama nach dem Mittagsraster gefragt hat, wie es denn meiner Nase ginge, erschien mir ein „Eh gut“ passend.

„Eh gut“ hat mir auf Nachfrage auch die Hochzeit gefallen, auf der wir waren und „Eh gut“ kann auch etwas schmecken. Als ich letztens in einer Schüssel gerührt und getan und gekocht habe, habe ich Hugo, meine Puppe, von meinem Werk kosten lassen. Mama hat mich gefragt, wie’s ihm denn schmecke. „Eh gut.“, war natürlich meine Antwort. Woraufhin Mama gemeint hat, dass es ihr meine „Eh guts“ , eh auch sehr gut gefallen.

Mama helfen.

Ich bin 20 Monate und 11 Tage alt.


Ich bin jetzt bereits so versiert in meinen Fertigkeiten, dass ich bei der ein oder anderen Sache helfen kann. Nachdem aber selten nach meiner Hilfe verlangt wird, trage ich sie einfach an, wenn ich meine, ich kann.

Wenn Mama also unter dem Zwetschkenbaum zusammenkehrt und das Zusammengekehrte dann in Säcke steckt, sage ich: Mama helfen. Denn etwas in einen Behälter zu werfen, das kann ich. Mama meinte aber, wir müssen mir Gartenhandschuhe kaufen, wenn ich draußen mitanpacken will.

Auch beim Kochen sage ich „Mama helfen“ und so habe ich gestern bereits erfolgreich die Kürbiscremesuppe püriert.

Sehr gut macht sich meine Unterstützung auch beim Wäscheabnehmen. Wie Mama ziehe ich die Kleidungsstücke vom Ständer, schüttle sie durch und lege sie dann in den Wäschekorb. Mama schlichtet dann meist noch ein bissi um – wahrscheinlich hat sie für manche Sachen eine spezielle, mir unbekannte Ordnung. Ich kann das verstehen, ich hab das auch bei einigen Dingen. Ich mag es zum Beispiel nicht, wenn man mein Essen umrührt, so dass sich alles vermischt. Alles an seinem Platz bitte.

Wie auch immer. Es hat jedenfalls geholfen, das ein oder andere Mal meine Hilfe anzutragen. Denn heute hat Mama bewusst nach meiner Unterstützung verlangt! Ich sollte ihr helfen, eine Tasse Tee auszutrinken. Na gut, man tut, was man kann, gell. Interessanterweise hat sich mein verschnupfter Hals nach dieser Hilfe auch besser angefühlt. Insgesamt also ein gutes Gefühl, dieses Helfen.

Ich und mein Elefantengehirn.

Ich bin 20 Monate und 6 Tage alt.


So sagt Mama jetzt oft „Du und dein Elefantengehirn“. Nur weil ich Sachen sage, die ich schon ganz viel oft gehört habe. Denn natürlich weiß ich, dass das auf dem Bild am Mobile die Julia ist. Sie muss mir das nicht vorher direkt vorsagen, damit ich es nachplappern kann. Ich kann jetzt auch so plappern – alles, was ich eben schon ganz viel oft gehört habe.

Ich kann sagen, dass das eine Foto in Venedig geschossen wurde und das andere zeigt das Meer.
Ich kann sagen, dass die Tante von der Mama in Rohrau wohnt, wenn mir die Mama erzählt, dass wir gerade durch Rohrau fahren.
Ich kann sagen „I-ona hoin“, wenn ein Ball unter die Couch gerollt ist. Man kann das Staberl, an dem die Ilona – mein Holzhund – steckt, nämlich abschrauben und das eignet sich dann ganz hervorragend dazu, nach Sachen zu angeln.

Und ich kann noch viel mehr sagen! Zum Beispiel, wann ich müde bin. Wenn Mama oder Papa jetzt also zu mir sagt: Komm, es ist spät, es wird Zeit fürs Bett, dann kann ich sagen: Müde nicht, heihei späta.