Ich bin 4 Monate und 5 Tage alt.
Das ist der Titel, den Mama der ganzen Geschichte gibt. Ganz so, als ob ich perfide Hintergedanken dabei gehabt hätte, als ich den Beißring so fallen ließ, dass er sich als unauffindbar erwies. Doch ganz im Gegenteil – und von vorne: Mein Zahnfleisch juckt und zwickt und tut und werkt. Deswegen reibe ich zur Zeit gerne mein Kiefer gegeneinander, was meine aufmerksamen Großeltern sofort bemerkt haben. „Die kriagt Zähnt!“, hat meine Oma treffend festgestellt. Woraufhin Mama ausgerückt ist und mir dankenswerterweise einen Beißring gekauft hat, ein herrliches Hilfmittel. So herrlich, dass ich es ab sofort immer und überall bei mir haben möchte. Zum Beispiel komme ich auch beim Wickeln nicht ohne aus. Doch dann hat Mama mich hochgehoben und irgendwie war der Beißring, der eben noch sicher in meiner Hand ruhte, eben nicht mehr dort. Sondern unauffindbar. Erst hat Mama normal nach ihm gesucht – einfach mit den Augen und im Umkreis des Falls. Das hat aber leider nichts geholfen. Also hat Mama genauer geschaut:
Sie hat alles auf und rund um den Wickeltisch aufgehoben und darunter nachgesehen.
Dann hat sie diese Prozedur wiederholt.
Dann hat sie zu schimpfen begonnen und ist auf allen Vieren durchs gesamte Zimmer gekrochen.
Dann hat sie ihren Kopf seitlich auf den Boden gelegt und so unter alle Kasterln geschaut.
Dann hat sie eine Taschenlampe geholt. Dann hat sie noch mehr geschimpft.
Dann hat sie noch mal das mit dem Sachen-aufheben-und-drunter-schauen gemacht, begleitet von wildem Gezeter.
Und auch das nächste alle-Sachen-aufheben-und-drunter-schauen war nicht von Erfolg gekrönt.
Darum hat sie dann noch einmal das mit der Taschenlampe versucht. Aber diesmal mit der guten. Dafür ist sie extra in den Keller.
Dann hat sie zu weinen angefangen und eine neue Tirade gestartet – diesmal war sie allerdings gegen sich selbst und nicht gegen den Beißring gerichtet, der sich sich so perfide versteckt hat. Sie hat sich darüber beschwert, was für eine dumme Kuh sie nicht sei und dass sie jetzt sogar so dämlich ist und weint, weil sich ein schnöder Beißring als unauffindbar erweist. Und wieso das so sei, dass die Nerven jetzt so blank liegen und ihr bei jeder und so vielen Gelegenheit die Tränen kämen – es reiche schon, wenn sie so niedliche kleine Wesen wie mich im Fernsehen sähe und schon fließe das Flüssige aus ihren Augen raus. Daraufhin hat sie mit jedem ihrer nächsten Worte die Hormone verteufelt.
Erst dann hat sie aufgegeben und mir einen neuen Beißring gekauft.
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